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"Neue Währungen" im Procurement: Lieferketten und die wachsende Bedeutung von ESG-Kriterien

by Hariett Schwarz29.11.2022

Die November-Ausgabe des Digital Procurement Club beschäftigte sich mit dem fortschrittlichen Thema der Neuen Währungen in der Beschaffung. Unsere Moderatoren Gundula Ullah (Leiterin Einkauf bei der Funke Mediengruppe), Sebastian Lücke (Head of Supply Chain Innovation & IT Landscape bei E.ON) und Henning Hatje (Co-Founder und Managing Director bei Lhotse), diskutierten gemeinsam mit ihrem Gast Susanne Reichhuber, Director Sonderfinanzierung Corporates at HypoVereinsbank, über das Thema "Neue Währungen in der Beschaffung". 

Lieferketten- Anforderungen im Wandel

Die Welt verändert sich rasant und damit auch die Lieferketten. Wir erleben aus erster Hand, dass die Häufigkeit und die Auswirkungen von globalen Störungen zunehmen. Früher wurden die Lieferketten auf Kosteneffizienz hin optimiert, doch jetzt konzentrieren sich die Verantwortlichen im Beschaffungswesen mehr auf die Widerstandsfähigkeit. Andere Faktoren wie ESG Compliance und Risikomanagement werden immer wichtiger in der Beschaffung. Wir nennen diese Faktoren die neuen Währungen in der Beschaffung. Bei diesen neuen Wertedimensionen oder “Beschaffungswährungen” geht es nicht mehr nur um monetäre Verbesserungen, Kostensenkungen oder Netto Einsparungen. Beschaffungsleiter und Investoren achten jetzt auch auf die Einhaltung der ESG-Richtlinien als eine Währung für eine gesündere Lieferkette.

ESG-Kriterien werden im Bankensektor immer wichtiger

Susanne Reichhuber gab zunächst einige Einblicke in die Perspektive der Banken zum Thema ESG im Firmenkundengeschäft.

ESG und das generelle Thema Nachhaltigkeit haben allgemein in den letzten Jahren an Dynamik gewonnen. Einflussfaktoren sind hier Themen wie Regulatorik, aber auch Anforderungen der Stakeholder. Neben „Net Zero“ rücken zunehmend auch Aspekte wie Biodiversität und Circular Economy in den Fokus, sowie selbstverständlich auch die „soziale“ Seite.

In der HypoVereinsbank ist Nachhaltigkeit in der Kultur und dem Geschäft fest verankert. Die Bank sieht sich als „Teil der Lösung“ indem sie als Bankpartner mit ihren Kunden den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit mit entsprechendem Beratungsangebot und Finanzprodukten begleitet , wie zum Beispiel mit Förderkrediten, aber auch ESG-linked Krediten und Green Loans. Banken können somit also aktiv zur grünen Transformation der Wirtschaft beitragen, da sie ihren Kreditnehmern unter anderem über Finanzierungsvorteile Anreize setzen, nachhaltig zu agieren.

"Es gibt kein 'one strategy which fits all'."

Dabei wird berücksichtigt, dass ein mittelständischer Kunde einen anderen Bedarf hat als ein internationaler Grosskonzern – Beratungsbedarf und Produktangebot müssen dahingehend angepasst sein.

Daten sind eine Herausforderung

Doch es gibt eine Herausforderung, die alle Teilnehmer dieser Diskussionsrunde teilten: Der Markt hat noch keine einheitlichen Lösungen und Kennzahlen gefunden, um die Aktivitäten eines Unternehmens vergleichbar und messbar zu machen oder zu bewerten. Ebenso sind kaum einheitlichen Datenquellen verfügbar und insgesamt besteht das Problem, Daten zu erheben bzw. zu ermitteln, was eine große Herausforderung vor allem für den Einkauf darstellt. Fest steht: im Rahmen der zunehmenden Berichtspflichten, wird sich die Datenverfügbarkeit vermutlich wesentlich verbessern. Eine Herausforderung wird es jedoch sein, Datenbanken überhaupt erst zu befüllen. 

Aber was hat dieses Thema mit dem Einkauf zu tun?

Zweifelsohne wird das Thema nachhaltige Lieferkette auf dem Tisch der Einkäufer landen. Aber was bedeutet das konkret?

Die Einkäufer werden als Informationsquelle gesehen, die Transparenz und Wissen schafft. Der Einkauf wird im Mittelpunkt stehen, wenn es darum geht, die Einhaltung der ESG-Richtlinien zu ermöglichen, insbesondere wenn es um die Sammlung, Aggregation und Auswertung von Daten geht. Fragen, die hier in Zukunft gestellt werden müssen, sind zum Beispiel: Wie nachhaltig sind oder werden meine Lieferanten sein?

Alle blicken auf die Beschaffung und fragen, wie die Emissionen reduziert werden können. Das Thema CO2 und Supply Chain Management wird mit Sicherheit bei den Einkäufern landen bzw. ist es bereits. In der Diskussionsrunde äußerten die Einkäufer jedoch die Befürchtung einer starken Bürokratisierung.

Es liegt auch stark in der Hand der Einkäufer, eine einheitliche Datengrundlage zu schaffen, was oft schon bei der Auswahl bzw. Akzeptanz eines Tools zur Datensammlung / Aufbereitung Herausforderungen mit sich bringt, da derzeit in der Regel nur Bruchteile der Lieferantenbasis abgedeckt werden können. Die Frage, ob und welche Plattform sich letztendlich durchsetzen wird, ist damit noch offen. 

Warnung: "Analysis Paralysis” 

Zu vermeiden ist in dieser Welt, geprägt von inhärenter Komplexität und Ungewissheit, allerdings in die „Analysis Paralysis" Falle zu tappen. Eine Überanalyse der Situation und ein warten auf die perfekte Lösung, die eine Entscheidung gegebenenfalls verzögert oder gar verhindert, ist definitiv nicht der richtige Weg. Wesentlich ist, dass die Unternehmen und ihre Beschaffungsteams die ersten Schritte unternehmen, Erfahrungen sammeln und in dieser Zeit lernen und sich weiterentwickeln. Ausschlaggebend ist vielmehr, dass Projekte gestartet werden.

Denn man darf nicht vergessen: "Einkäufer sind Impulsgeber!" Und deshalb werden sie auch Pioniere in diesem Thema sein und müssen mutig sein, denn dieses unternehmensweite Thema wird auf ihnen aufgebaut.

Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Thema der “Neuen Währungen” in der Beschaffung immer mehr an Fahrt gewinnt und alle Beteiligten, unabhängig davon, aus welchem Unternehmen sie kommen und aus welchem Blickwinkel sie es betrachten, gemeinsam daran arbeiten und gespannt sind, wie sich Politik, Richtlinien und Daten verändern werden. 

Nach dieser spannenden Diskussion war die Entscheidung einstimmig: Eine zukünftige Ausgabe des Digital Procurement Clubs wird dieses Thema auf jeden Fall wieder aufgreifen! 

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Lhotse Ihnen helfen kann, Ihre Beschaffungsprozesse zu verbessern, buchen Sie noch heute eine Demo mit uns!

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